Sonntag, 8. April 2012

Neuanfang, Allgemeines, gute Vorsätze, Blogtitel & Ostern

Sodele, niegel-nagel-neuer Blog.
Der alte war einfach i.wie ich weiß nicht. Eingestaubt, nicht mehr aktuell was auch immer. Ich mochte ihn jedenfalls nicht mehr. 
Deswegen gibt's jetzt hier alles neu.

Und für die, die den alten (schrecklichen) Blog nicht verfolgt haben (keine Sorge, ihr habt nichts verpasst :D), fange ich hier mal gaaanz von vorne an.

Wie man der Beschreibung am Seitenrand ja schon entnehmen kann, bin ich einer dieser Menschen, der weiblich ist, 16 Jahre alt, und Denise heißt. 
Außerdem darf ich mich "Austauschschüler" schimpfen :D

Ich mag Musik, Bücher, selber schreiben, Theater, Musicals, singen und tanzen.
Soweit dazu.

Austauschschüler, darf ich mich schimpfen, weil ich mich im Sommer letzten Jahres (genauer genommen am 19.8.2011) vollkommen ohne jemanden, den ich kenne, in einen Flieger in ein Land gesetzt habe, in dem ich noch nie vorher war, in dem ich nicht eine Menschenseele kenne und dessen Sprache ich nicht spreche.
Seltsame Idee, was?
Find ich auch. Nach wie vor :D

Heute jedenfalls lebe ich in diesem unbekannten Land, dass sich "Schweden" nennt, nun schon seit fast 8 Monaten und es ist schon längst nicht mehr unbekannt. Ich kenne Menschen, die übers ganze Land verstreut leben, ich spreche die Sprache, ich gehe hier zur Schule.

Mein guter Vorsatz für diesen Blog wird, dass ich regelmäßig poste. In nächster Zeit werde ich wohl das aufholen, was ich in den letzten 8 Monaten verpasst habe, d.h. ich werde euch ein wenig über Schweden informieren und über seine Feste. Ab und an werde ich aber wohl auch ein paar weniger "informierende" Posts schreiben, einfach nur um euch auf dem laufenden zu halten über Dinge, die ihr wahrscheinlich gar nicht wissen wollt :D 

Und bevor ich jetzt damit anfange diesen guten Vorsatz umzusetzen, noch eine kurze Erklärung zum Blogtitel.
Die Textstrophe stammt aus dem Lied Ans Meer von Silbermond, Warum ich sie als Blogtitel gewählt habe?
Zum einen, weil ich das neue Album gerade in Dauerschleife höre, zum anderen weil Ans Meer, eines meiner Lieblingslieder ist und zum Dritten, weil es irgendwie zu meiner Situation passt. 
Ich wohne hier fast am Meer und dort bin ich bisher fast immer alleine gewesen. Die Hafenpromenade ist einer der schönsten Plätze hier in der Stadt und man kann den Kopf einfach freibekommen während man dort entlangschlendert.

Okay. Und nun *trommelwirbel*

Ostern in Schweden!


Ostern heißt auf Schwedisch påsk und beginnt, wie in Deutschland, mit dem palmsöndag an dem Jesus in Jerusalem eingezogen ist.
Für mich hat es dieses Jahr allerdings eigentlich schon am Mittwoch davor begonnen. Ich lebe in einer relativ religiösen Familie und habe selber sehr viel mit der Kirche zu tun und meine Gastmutter arbeitet in der Schwedischen Kirche Svenska Kyrkan. Die örtliche Gustaf Adolf församling dieser Kirche hat in der Stadt mithilfe des Musik- und Designprogrammes einer naheliegenden Schule Jesus Christ Superstar in gekürzter Version aufgeführt. 
Der Eintritt war frei, wie so vieles, was die Kirche organisiert und "Bühne" war die Gustaf Adolfskyrkan
Insgesamt waren es über 100 Mitwirkende und das ganze wurde ziemlich professionell aufgezogen und alle haben unwahrscheinlich viel Zeit in die Proben investiert. Ich war restlos begeistert.

Wen es interessiert, der kann sich hier einen Ausschnitt anhören. 
(Einfach auf "Save file to your computer" klicken. Keine Sorge, ist ne einfache .wav-Datei und die Seite ist sicher ;))

Aber richtig fängt Ostern dann erst mit skärtorsdagen, Gründonnerstag an. 
Der Name kommt vom Wort skära, was früher "reinigen" bedeutete, und beschreibt damit, dass Jesus seinen Jüngern vorm letzten Abendmahl die Füße gewaschen hatten.
Skärtorsdagen ist kein Feiertag, jedoch machen viele Läden dennoch früher zu. 
Ich bin um 17.00 Uhr mit meiner Gastmama in die Kirche gegangen. 
Der Gottesdienst ist ein normaler Abendmahlsgottesdienst und natürlich wurde die Ostergeschichte gelesen bis zu Jesus' Tod. 
Was jedoch erwähnenswert ist, ist, dass am Ende des Gottesdienstes aller "Schmuck" abgenommen wird.
Alle Kerzen werden gelöscht, Blumen und Kerzenständer, sowie alle Tücher und Decken werden vom Altar genommen. Statt der Farbe weiß hängt nur ein schwarzer Banner mit einem weißen Kreuz am Altar und an der Kanzel. Die Lichter werden ausgeschaltet und zum Schluss wird die komplette Elektritzität in der Kirche ausgeschaltet, sodass nicht einmal mehr die Orgel spielt - zum Zeichen der Trauer.
Die Kirchenglocken läuten nun im ganzen Land nicht mehr vor Ostersonntag.

Skärtorsdagen folgt långfredagen, Karfreitag. 
Im Allgemeinen geschieht da nichts besonderes. 
Wir sind gegen Abend wieder in die Kirche, allerdings nicht in den Gottesdienst, sondern in ein Schauspiel einer jungen Theatergruppe, die die letzten Tage Jesus dargestellt hat. Hat mir nicht wirklich gefallen, lag aber auch daran, dass Jesus Christ Superstar einfach so unwahrscheinlich gut war.
Danach waren wir dann bei Familienfreunden zum Essen eingeladen. Es gab typisch schwedischen, warm-geräuchterten Lachs, der unwahrscheinlich lecker ist, den mein Magen nur leider nicht verträgt :(, mit Kartoffeln, Gemüse und Weißwein und danach Kaffee.
Das ist auch etwas typisch Schwedisches. Man wird zum Abendessen eingeladen, erscheint dann also zwischen 18 und 19 Uhr und dann gibt es Abendessen, Kaffee und Kuchen und danach sitzt man noch mindestens 1h zusammen, weswegen man letztendlich selten vor halb 12 daheim ist. 

Der nächste Tag der Karwoche ist påskafton, Karsamstag. Während dieser Tag bei uns keine oder nur kaum wichtig ist, ist dies hier in Schweden der Tag, an dem man Ostern feiert.
Ich habe bis heute nicht verstanden warum und irgendwie weiß es auch von den Schweden niemand richtig, denn kirchlich gesehen ist es ja ein Tag der Trauer.
Es ist ein Brauch, den das Volk im Laufe der Zeit eingeführt hat und lässt sich halbwegs darauf zurückführen, dass man auch statt dem 1. Weihnachstag (juldagen) den Heiligabend (julafton) feiert. Dementsprechend hat man irgendwann damit begonnen statt Ostersonntag (påskdagen) den Karfreitag påskafton zu feiern. 
Wie auch immer, es werden an diesem Tag jedenfalls keine Gottesdienste gefeiert.
Wir haben um 17 Uhr unser Gäste bekommen, die Großeltern mütterlicherseits, die Schwester meines Gastvater und zwei Mitarbeiter der Kirche und Arbeitskollegen meiner Gastmama, mit denen wir auch schon Silvester gefeiert haben und die beide "Dienst" hatten und dementsprechend keine Zeit nach Hause zu ihren Familien zu fahren. 
Es gab ein großes Osterbuffet mit sill, kokt ägg, köttbullar, prins korvar, flera sorts ost und bröd (Hering, gekochte Eier, Fleischbällchen, Fleischwürstchen, mehreren Sorten Käse und superleckeres dunkles Brot).
Danach gab es Kaffee und Pasha. Das ist ein estnischer Osternachtisch, denn die Eltern meines Gastvaters kommen aus Estland. Es ist eine Mischung aus einer Art weichem Käse, Eiern, Sahne, geschmolzener Butter, Mandeln und Zitronenschale und super lecker :)
Die typisch deutschen Ostertraditionen mit versteckten Ostereiern und dem Osterhasen gibt es hier auch, werden aber, ähnlich wie in Deutschland, oft nur in Familien mit kleinen Kindern gefeiert. Dort werden dann die Eier mit Süßigkeiten vom Hasen im Garten versteckt und die Kinder dürfen sie suchen. 

Heute, Ostersonntag, påskdagen, war dann nicht mehr viel los. Um 17 Uhr ging es wieder in die Kirche, zum "Feier"gottesdienst. Der Altar ist wieder geschmückt, an jeder Bankreihe stecken Osterglocken, påskliljor, und nach dem Gottesdienst gibt es auch wieder Kaffee und Kuchen. 
Außerdem haben viele die Schwedische Flagge gehisst.

Wer jetzt denkt: Oh mein Gott, die ist aber religiös.
Fehlanzeige!
Ich war nicht religiöser als der Durschnittsteenager. Ich bin konfimiert war danach aber außer an Weihnachten nicht mehr in der Kirche.

Erst hier in Schweden habe ich angefangen Kirche zu mögen. Hier ist das einfach alles viel offener, nicht so gezwungen. Ich fühle mich wohl im Gottesdienst und ich höre den Pfarrern sogar gerne bei der Predikt zu, weil dass was sie sagen immer sehr lebensnah ist und ich mich damit selber identifizieren kann.
Ohne die Kirche würde mir hier einiges fehlen und auch wenn ich mit unserem Pfarrer in Deutschland absolut gar nicht klar komme, so werde ich doch auch in Deutschland, nach diesem Jahr, regelmäßig in die Kirche gehen, denn an Gott und Jesus glauben, das tue ich und das habe ich hier, in Schweden, erst richtig bemerkt. Hier ist Kirche so, wie ich es mir immer gewünscht habe:  für jeden da. Auch wenn man nicht 100% die Ansicht des Pfarrers teilt.

Soo. Und das war's dann auch für den ersten Blogeintrag. Ich hoffe es war irgendwie interessant und ich würde mich verdammt freuen, wenn sich einige regelmäßige Leser finden würden. 
Ich verspreche auch, dass ich ein regelmäßiger Poster werde. :)
Über Kommentare würde ich mich auch riesig freuen :)

Alles Liebe
eure Denise

P.S. Wer ebenfalls einen Blog rund um's Thema Auslandsjahr hat, der kann sich gerne melden und ich verlinke euren Blog dann :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen